Illegaler Welpenhandel kostet Leben und bedeutet Tierleid
Nachfrage fördert den Welpentod
Der illegale Welpenhandel erlebt seit Beginn der Corona-Pandemie einen traurigen Boom. Tierkinder werden zum Konsumgut, das man im Internet bestellen und liefern lassen kann. Sie müssen die Einsamkeit der Menschen kompensieren und fehlende Sozialkontakte ersetzen. Seriöse Züchter*innen und Tierheime können die Nachfrage nicht einmal annähernd abdecken. Verantwortungsbewusste Interessenten warten – aber viele haben diese Geduld nicht. Das machen sich illegale Welpenhändler*innen zunutze. Tausende Hundewelpen werden im Internet inseriert. Sie stammen in der Regel aus Welpenfabriken in Osteuropa, wo sie unter schrecklichen Bedingungen hausen. Viel zu früh werden sie ihren Müttern entrissen, sind häufig schwer krank, werden illegal und mit teils gefälschten Impfpässen nach Deutschland geschmuggelt. Erfahrene Hundehändler*innen spritzen den Tieren, die den Transport lebend überstanden haben, vor der Übergabe einen Cocktail aus Adrenalin und Aufbaupräparaten – das lässt sie kurzfristig gesund und munter wirken. Lässt die Wirkung nach, ist der Welpe ein Fall für die Tierklinik. Zurück bleiben verzweifelte Menschen, die Tausende Euro an Tierarztrechnungen bezahlen und sich oft nicht anders zu helfen wissen, als ihre Welpen im Tierheim abzugeben – falls sie nicht vorher verstorben sind oder eingeschläfert werden mussten.
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Mütter müssen im Akkord gebären
Die Welpen werden illegal nach Deutschland eingeführt. In den Herkunftsländern hausen ihre Mütter in kleinen Verschlägen und Zwingern, oft ohne Tageslicht oder soziale Kontakte. Sie werden über Jahre hinweg als regelrechte Gebärmaschinen missbraucht, müssen ihre Kinder auf blanken Böden in ihrem eigenen Unrat zur Welt bringen und großziehen, bis sie ihnen geraubt werden. Um die „Welpenproduktion“ am Laufen zu halten, werden den Rüden oft Hormone gespritzt und die Hunde gewaltsam zu wiederholten Paarungen gezwungen. Die Hündinnen werden aufgrund ihres Aussehens für die Vermehrung ausgesucht, nicht nach ihrer gesundheitlichen Verfassung – ihre Jungen leiden daher häufig an Erbkrankheiten und Gendefekten. Eine medizinische Versorgung für Mütter und Welpen gibt es in der Regel nicht. Lässt die Produktivität der Elterntiere nach, werden diese in der Regel getötet.
Produziert werden alle möglichen Rassen und auch Mischlinge – Hauptsache die Welpen sind niedlich. Besonders beliebt sind Toy-Rassen wie Zwergspitz, Zwergpudel, Chihuahuas, Malteser und weitere. Auch ausgesprochene Moderassen wie Französische Bulldogge und Shih Tzu sind häufig unter den angebotenen Welpen. Laut Deutschem Tierschutzbund werden jährlich rund 500.000* Hunde illegal innerhalb der EU-Grenzen transportiert, die Dunkelziffer ist allerdings erheblich. Die Corona-Pandemie befeuert den illegalen Handel: Die Nachfrage ist enorm in die Höhe geschossen, die Vermehrer reagieren darauf, indem sie noch mehr Welpen produzieren. Allein 2020, dem ersten Corona-Jahr, hat sich die Zahl der vom illegalen Handel betroffener Hunde im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdreifacht. Fast alle diese Hunde stammen aus Osteuropa. Die Haupt-Exportländer sind Polen, Rumänien und Serbien, aber auch die Türkei fällt zunehmend als Herkunftsland auf.
Hier finden Sie unsere Pressemitteilung zur Kampagne gegen illegalen Welpenhandel.
Diese Kampagne ist eine gemeinsame Aktion der dem DeutschenTierschutzbund angeschlossenen Vereine und Landestierschutz-verbände, initiiert vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V
*Hochrechnungen basierend auf einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studie
Schicksale aus dem illegalen Welpenhandel
Lulu
… fand man schwerkrank irgendwo in Berlin, keine drei Monate alt – ungeimpft, unbehandelt, ausgesetzt. Sie kam ins Tierheim Berlin, wo sofort eine umfangreiche intensive Versorgung startete. Lulu war schwerkrank und hatte Parvovirose, eine hochansteckende gefährliche Krankheit. Tagelang litt sie an Durchfall, die Tierpfleger*innen kämpften nach Kräften um die Kleine. Doch ihr Körper war zu ausgezehrt. Sie hat es nicht geschafft und starb.
Yumak
… wurde übers Internet gekauft und hatte einen rumänischen Impfpass, unter Umständen gefälscht. Von Anfang an hatte der kleine Malteser-Welpe Durchfall, nach einer Woche fuhren seine Besitzer mit ihm in eine Klinik: Yumak lag auf der Seite, war kaum noch ansprechbar. Als klar war, dass seine Rettung – wenn überhaupt möglich – kostenintensiv wird, gaben sie ihn im Tierheim Berlin ab. Nach ein paar Stunden war er trotz größter Bemühungen tot. Zum Sterben ins Tierheim gegeben.
Luna
… wurde in Polen gekauft und regelrecht nach Berlin „geliefert“ – für 1500 Euro. Ein winzigkleiner Zwergspitz, der in eine Hand passte. Keine zwei Tage später war sie krank, kam in eine Klinik und verursachte dort weitere hohe Kosten. Als es den Besitzern zu teuer wurde, gaben sie Luna ans Tierheim. Wochenlang kämpfte unser Team um ihr Leben – mit Erfolg. Sie konnte inzwischen in ein neues, liebevolles Zuhause ziehen. Andere hatten nicht so viel Glück.
Absolute Vorsicht ist geboten, wenn:
- mehrere unterschiedliche Rassen von einem Verkäufer angeboten werden
- sehr viele und sehr häufig Welpen vom gleichen Anbieter annonciert werden
- Ihnen keine Fragen hinsichtlich Ihrer Tierhaltung, Ihres Wohnumfelds und Ihrer Lebensumstände gestellt werden
- häufig öffentliche Orte zur Übergabe genannt werden und wenn die Übergabe vor einem Haus, auf einem Parkplatz o.ä. stattfinden soll; (Achtung: Mitunter mieten Händler aber kurzfristig Schein-Wohnungen an!)
- das direkte Umfeld, die Schlaf- und Wohnstätten der Tiere unsauber, nicht gesichert und geeignet erscheinen
- man die Elterntiere nicht zeigen kann oder möchte und Fragen bezüglich der Welpen und ihrer Elterntiere nicht oder kaum beantwortet werden können
- kein Schutzvertrag abgeschlossen werden soll, keine Impfdokumente zur Hand sind (Achtung: Impfpässe werden immer öfter auch gefälscht!)
- es sich um einen Auslandshund unter der 16. Lebenswoche handelt (Welpen dürfen erst ab der 12. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden, dürfen frühestens 21 Tage nach der Impfung in ein anderes Land transportiert werden) – Tiere unter der 16. Lebenswoche aus anderen Staaten einzuführen, verstößt also gegen Reise- bzw. Einfuhrbestimmungen. Stellt das Veterinäramt solch einen Verstoß fest, werden die Tiere amtlich sichergestellt und auf Kosten des Besitzers vier Wochen quarantänisiert
- der Verkäufer keinen Sachkundenachweis ausstellt (wer bei unsachkundigen Personen kauft, handelt rechtswidrig und macht sich strafbar!)
Laut Berliner Hundegesetz, §16, Absatz 3 und 4, dürfen Hundewelpen (Hunde bis zu einem Jahr) ausschließlich von Personen verkauft/verschenkt/weitergegeben werden, die über einen Sachkundenachweis nach §11 Tierschutzgesetz verfügen. Das heißt: Jeder, der einen Hundewelpen erwirbt, ohne sich diesen Sachkundenachweis in Kopie aushändigen zu lassen, verstößt gegen das Berliner Hundegesetz und begeht eine Ordnungswidrigkeit, die ein Bußgeld bis zu 10.000 Euro nach sich ziehen kann. Im Fall einer Kontrolle wird Ihnen das Tier entzogen. Sie erhalten keinerlei Entschädigung und haben mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren zu rechnen.
Fragen Sie Verkäufer*innen daher unbedingt immer nach dem Sachkundenachweis und lassen Sie sich eine Kopie aushändigen!
Wenn Sie eindeutige Hinweise oder den Verdacht auf illegalen Welpenhandel haben, wenden Sie sich bitte an das für den betreffenden Berliner Bezirk zuständige Veterinäramt oder informieren Sie gegebenenfalls die Polizei.
Informationen erhalten Sie auch bei unseren Tierschutzberatern.
Bürger*innen:
- umfassendes Einholen von Informationen und Beratung vor der Anschaffung eines Tieres
- Einhaltung rechtlicher Bestimmungen (in Berlin beim Hundekauf z.B. unbedingt Sachkundenachweis vorzeigen lassen)
- Tiere nicht im Internet shoppen, sondern Kontakt zu Tierheimen, Tierschutzorganisationen oder seriösen Züchter*innen aufnehmen
- unseriöse Anbieter*innen und verdächtige Annoncen umgehend bei den Behörden melden
Politik:
- Erlass eines Heimtierschutzgesetzes mit verbindlichen Regelungen zu Zucht, Verkauf und Haltung von Heimtieren
- Einführung einer bundesweiten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Heimtiere
- strenge Regulierung des Tierhandels auf Internetplattformen
- Identifikationspflicht für Händler*innen auf Verkaufsplattformen
- Verpflichtung der Online-Plattformen zur engen Zusammenarbeit mit den Behörden
- Verbot des Verkaufs von Tieren über soziale Netzwerke
- Bereitstellung öffentlicher Gelder für die Bekämpfung des illegalen Welpenhandels und finanzielle Unterstützung der Tierheime
Vollzug:
- umfassende Kontrollmechanismen und enge Behördenzusammenarbeit
- Schulung des zuständigen Personals (Polizei, Veterinär*innen, Staatsanwaltschaft)
- konsequente Ahndung und härtere Bestrafung tierschutzrechtlicher Verstöße und Umsetzung rechtlicher Bestimmungen
#welpenhandelstoppen - Wir sind dabei!